Warum sind einige der wertvollsten Unternehmen der Welt Softwareunternehmen?

Hallo Leser,

mein Blog "Young Value Investor" beschäftigt sich mit Themen aus dem Bereich Investing und IT. Mein heutiges Thema ist: Warum sind einige der wertvollsten Unternehmen der Welt Softwareunternehmen? Was sind die ökonomischen Prinzipien die das Verursachen?

Einige der wertvollsten Unternehmen dieser Zeit sind IT Unternehmen - man nenne Microsoft, Apple oder Google exemplarisch. Aber warum sind diese Unternehmen so dermaßen erfolgreich? Man kann hunderte von Faktoren nennen, die erklären, warum diese Unternehmen so erfolgreich sind, aber der Einfachheit nenne ich nur zwei:
  1. Kostenstruktur: Betrachten wir zum Beispiel eine Software. Die Entwicklung einer Software kostet einen fixen Betrag. Ist die Software dann fertig, kann diese beliebig oft kopiert werden ohne nennenswerte zusätzliche Kosten zu verursachen. Das heißt im Klartext: Sind die Entwicklungskosten erst einmal verdient, ist der Verkaufspreis der Reingewinn. Das führt dazu, dass die marktführenden Softwareunternehmen meistens auch die besten Gewinnmargen und dicksten Geldbeutel haben. Unter starken Wettbewerbsdruck kann ein Softwareanbieter, der bereits seine Entwicklungskosten verdient hat, seine Software verschenken um die Konkurrenz aus zu stechen. Es ist also ein Kostenvorteil in der Produktion. Für Bruce Greenwald* sind dies Wettbewerbsvorteile in der Produktion. Auf der Gegenseite führt genau dieser Vorteil zum schnellen Tod von Softwareunternehmen. Denn alle Kosten für die zu verkaufende Software fallen an, bevor auch nur eine Software verkauft wurde. Bei Autos fallen die Materialkosten während der Produktion an und sind daher abhängig von der Anzahl der verkauften Autos.
  2. Netzeffekte: Die Netzeffekte entstehen, wenn ein Konsument einen Nutzenzuwachs erhält, wenn ein weiterer Konsument das Produkt auch benutzt. Das heißt im Klartext: Für mich wird Facebook nützlicher, wenn eine Person dem Netzwerk beitritt - insbesondere wenn diese Person ein Freund im echten Leben ist. Dieser Effekte wird bei Software durch proprietäre Datei-Formate oder, in begrenzten Ausmaß, durch die Softwarebedienung erzeugt. Dieser Effekt sorgt dafür, dass Benutzer mehr Nutzen aus einer Software ziehen können und sie diese Software erschwert wechseln können. Zum Beispiel fallen häufig hohe Kosten beim Wechsel zur Konkurrenzsoftware an, weil der Datenbestand transferiert werden muss. Bruce Greenwald* nennt dies customer capativity - die Gefangennahme von Kunden. Es erschwert oder verhindert, dass die Konkurrenz Kunden abwerben kann.
Diese beiden Wettbewerbsvorteile in Kombination bilden ein lukratives Duo für Unternehmer und Investoren. Zum Einen steigende Gewinnmargen, weil der Gewinnanteil am Umsatz mit zunehmender Anzahl verkaufter Software steigt. Zum Anderen zunehmende Anzahl von potenziellen Kunden, je mehr Kunden die Software bereits nutzen. Und zu Letzt wird eine Barriere aufgebaut (Buffett nennt diese auch moat = Burggraben), die das Softwareunternehmen vor dem Wettbewerb schützt indem Kunden nur erschwert abgeworben werden können oder die Konkurrenz nicht zum Preis des Marktführers ihre Software verkaufen kann.
Jetzt sollte es einen nicht verwundern warum Quasi-Monopole bei Betriebssystemen (Microsoft), Websuchen (Google) und Datenbanken (Oracle) entstanden sind und diese Unternehmen so groß und mächtig gefüllte Geldbeutel haben.
Zuletzt bietet es einen Hinweis darauf, wie Kapital meiner Meinung nach in einem Software Unternehmen alloziert werden sollte.
  • Entwicklungskosten: Eine Reduzierung der Entwicklungskosten, die die customer capativity zu stark reduziert wird zu geringeren Gewinnmargen führen. Dies hat Implikationen auf die Softwarefeatures: gute Bedienbarkeit um Kunden zu überzeugen, Angebot von Programmierschnittstellen für Drittanbieter (bei Plattformstrategie), Features die zu einem Netzeffekt führen präferieren (speichern in der Cloud), Kompatibilität zu Marktführer haben (um Kunden zu stehlen). Dennoch sollte klar sein, die customer capativity kann nur erzeugt werden, wenn die Software im Kern die Features bereitstellt, die dem Kunden nützt. Sie hat nur das Ziel Wettbewerb aus dem eigenen Markt fern zu halten und kann nicht Kern der Software sein.
  • Marketing und Sales: Jede zusätzlich verkaufte Software erzeugt ist  Reingewinn, wenn die Entwicklungskosten bereits eingespielt sind. Daher sollte viel Geld in das Marketing und Sales fließen um die Verkaufszahlen zu erhöhen. Empirisch Belegbar ist, dass etwa doppelt soviel Geld ins Marketing und Sales fließen als in die Softwareentwicklung. Zum Anderen erhöht das Marketing und Sales den Netzeffekt, was wiederum die customer capativity steigert.
  • Grow or Die: Die Größe des Kundenstamms und deren Unfähigkeit zur Konkurrenz zu wechseln erzeugt die enormen Profite. Daher sollte ein Softwareunternehmen möglichst schnell der Marktführer in ihrem Markt werden. Ziel ist ein stark fokussiertes Wachstum in diesem abgegrenzten Markt. Erst wenn dort die Cash-Flows stabil sind, sollte in andere eventuell benachbarte Märkte gewachsen werden.
*: http://www.amazon.com/Competition-Demystified-Radically-Simplified-Approach/dp/1591840570

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